Seit Rolf Froböses quantenesoterisch angehauchtes Büchlein über die „geheime Physik des Zufalls“ auf dem Markt ist, findet der interessierte Websurfer zu diesem Werk gleichzeitig sowohl begeisterte Zustimmung wie auch heftige Ablehnung. In letztere Kategorie ist wohl unser Beitrag vom 19. April einzuordnen. Obwohl noch keine zwei Monate alt, ist dieser Beitrag heute der mit Abstand am öftesten abgerufene dieses Blogs. Hiermit beuge ich mich dem Quotendruck und greife dieses Thema nocheinmal auf. Sozusagen als Ergänzung zu unserem Posting vom April sollen hier sowohl die Vorgeschichte zu Froböses neuestem Buch als auch die Nachwehen, die der dahinter stehenden PR-Feldzug ausgelöst hat, etwas näher beleuchtet werden. Beides spielt sich zum Großteil im Internet ab, und ich verspreche: Wer sich für handgestricktes Guerilla-Marketing begeistern kann, der findet in der folgenden Chronologie sicher die eine oder andere Anregung.

Kapitel 1: Schauplatz Wikipedia – Angriff der 217er-Klonkrieger

Vor fast genau zwei Jahren, am 31. Mai 2006, macht sich ein Anonymus aus dem IP-Raum 217 über die Wikipedia her. Innerhalb kurzer Zeit versucht er etwa 14mal, Froböses eine Woche zuvor erschienene Buch „Fußball, Fashion, Flachbildschirme“ beim Wikipedia-Artikel zum Stichwort „Flachbildschirm“ einzustellen. Jedesmal wird dies als Werbespam wieder gelöscht. Gleichzeitig versucht derselbe Anonymus, Froböses „Lust und Liebe“ Buch als Literaturtipp bei mindestens elf anderen Stichworten einzutragen. User Saibo beschwert sich über den Werbespam und verdächtigt dabei Froböse selbst.

Drei Tage später meldet sich aus dem IP-Raum 217 Rolf Froböse selbst zu Wort. Er klagt darüber, dass diverse links auf sein Buch „Lust und Liebe“, die er selbst gesetzt hatte, entfernt worden waren. Es gehe ihm nicht darum, gezielt Werbung … zu betreiben, er wolle dem interessierten User vielmehr über Portale wie Lifegen.de Auszüge kostenfrei zur Verfügung … stellen.

Weitere drei Tage später outet sich der eifrige Anonymus vom 31. Mai als „Dipl.-Ing. Bernd Haunthal“, angeblich Kunststoffingenieur aus Berlin. Haunthal ist allerdings vermutlich wieder nur ein Pseudonym – das deutsche Telefonbuch kennt keinen einzigen Haunthal. Herr Haunthal, der sich sehr höflich und gewählt ausdrückt, beschwert sich über die Löschungen seiner Buchtipps und empfiehlt einen Blick auf die positiven Amazon-Rezensionen. Am selben Tag wird von einem User Hansele eine Sperre von „Haunthals“ IP gefordert, was auch vorübergehend durchgeführt wird.

Im Jahr 2007 ist Froböse verstärkt auf dem Hobbyjournalistenblog namens „Readers Edition“ zu lesen. Unter den vielen Artikeln des Wissenschaftsjournalisten wimmelt es geradezu von solchen, in denen seine eigenen Bücher verlinkt, zitiert oder offen angepriesen werden. Aber die Readers Edition hat auch keinen Ruf zu verlieren – Wikipedia dagegen schon.

„Dipl.-Ing. Haunthal“ meldet sich nie wieder. Dr. Froböse dagegen taucht 2008 wieder in der Wikipedia auf. Zuerst nur indirekt. Am 14. Februar 2008 versucht ein Anonymus aus dem 217er IP-Raum, Froböses Buch „Die geheime Physik des Zufalls“, das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erschienen ist, als Literatur zum Stichwort „Zufall“ einzutragen. User Pjacobi macht die Werbung rückgängig. Daraufhin wendet sich Froböse selbst an Pjacobi, mit der Bitte, den Hinweis auf sein neues Buch nicht zu löschen. Nachdem dieser der Bitte nicht nachkommt, wird er von Froböse zu seinem wissenschaftlichen Hintergrund befragt.

Zwei Tage später meldet sich ein angeblicher „Dr. René Geiger“ aus dem IP-Raum 217 in der Diskussion zum Stichwort „Synchronizität“ mit einer höflichen und in gewählte Worte gekleideten Beschwerde. Er habe als Rezensent ein Vorabexemplar von „Die geheime Physik des Zufalls“ erhalten und dieses bemerkenswerte neue Werk in die Literaturliste eingefügt. Das sei gleich darauf gelöscht worden. Er ersuche darum, dies zu unterlassen. Nachdem User Camul dem Ersuchen nicht nachkommt, wird er von „Dr. Geiger“ zu seinem akademischen Hintergrund befragt.

Etwa zur selben Zeit wird von einem Anonymus aus dem IP-Raum 217 ein Artikel zum Stichwort „Rolf Froböse“ angelegt. Dort werden sämtliche Werke von Froböse aufgelistet, darunter auch jenes geheime Physikbuch, das noch gar nicht am Markt ist. Und dort dürfen diese Bücher nun auch endlich stehen bleiben. Eifrig wird der Artikel von einem 217er Anonymus ausgebaut. Am 19. Februar kommt das Kapitel „Auszeichnungen“ hinzu. Dort wird der „Literaturpreis des Fonds der Chemischen Industrie“ aus dem Jahr 1987 eingefügt. Der Fonds der Chemischen Industrie selbst dagegen behauptet ganz frech, 1987 diesen Preis an einen Herrn Padeken verliehen zu haben. Drei Monate darauf wird der Literaturpreis aus dem Froböse-Eintrag wieder entfernt.

Ein paar Wochen herrscht Ruhe. Dann kommt im März 2008 „Die geheime Physik des Zufalls – Quantenphänomene und Schicksal“ auf den Markt. Beim Stichwort „Schicksal“ trägt ein anonymer 217er am 28. März Froböses neues Buch ein. Dort bleibt es unbemerkt stehen, bis ein garstiger Wiener Skeptiker es zwei Monate später löscht. Ein Weblink eines anonymen 217ers zu Froböses Buch taucht am 12. April beim Thema „Quantenverschränkung“ auf, ein anderer link desselben Anonymus eine Woche danach unter „Quantenphysik“.

Mitte Mai scheitert ein Löschantrag zum Artikel „Rolf Froböse“, den User „Rat“ wegen des Verdachts auf Selbstdarstellung eingebracht hatte. Froböse hat mehr als vier Sachbücher geschrieben und erfüllt damit die Wikipedia-Kriterien für einen eigenen Artikel.

Obwohl der Löschantrag bereits abgelehnt wurde, schaltet sich am 18. Mai ein anonymer 217er in die Diskussion ein. Der Anonymus drückt sich wie alle 217er sehr gewählt aus. Weil User „Rat“ auf meinen Blogeintrag verlinkt hat, hält ihm der Anonymus entgegen, die dogmatische Skeptikerbewegung sei keine seriöse Quelle. Als ich selbst mich ebenfalls einschalte, beginnt er mit ad-hominem Attacken. Eine an mich persönlich gerichtete Pöbelei ändert er nachträglich, um die GWUP als Adressat darzustellen.

Der Anonymus verfügt über detailliertes Wissen zu den Kommentaren zum WELT-Online Artikel von Froböse. Froböse selbst habe ihm diese telefonisch und per e-mail mitgeteilt, berichtet er. Auch die einschlägigen Anti-GWUP links, mit denen Claus Fritzsche Herrn Froböse zu Hilfe gekommen war, hat er alle parat.

Kapitel 2: Der Kommentator und seine Helferlein

In den Kommentaren zu meinem Blogeintrag taucht zur selben Zeit ein Anonymus mit genau derselben IP Adresse auf. Er nennt sich hier „Erwin Schmieder“ und gibt eine gefälschte e-mail Adresse an. Nach einem kurzen Geplänkel mit anderen Kommentatoren wendet er sich wieder mit einem Ausbruch gegen die GWUP an mich. Diesmal stellt er einen Text in den Kommentar, der angeblich wiedergibt, was die Enzyklopädie unter anderem über die GWUP schreibt. Tatsächlich stammt das Zitat aber von der Diskussionsseite eines anonymen Wikipedia-Benutzers, der in Fritzsches Linksammlung enthalten ist.

Eine Woche darauf taucht ein anonymer 217er in Sven Keßens Blog „Begrenzte Wissenschaft“ auf. Sven hatte wiederholt auf die seltsamen Vorgänge rund um Froböses Marketinghype hingewiesen. Der Anonymus nennt sich bei ihm „Randolph Blommel“ und gibt ebenfalls eine gefälschte e-mail Adresse an. Wie alle 217er ist er zumindest anfangs ausgesucht höflich und sehr wortgewandt. Wie alle 217er echauffiert er sich schnell, wenn er nicht kriegt was er will.

Obwohl „Randolph“ ein seltener Vorname ist, haben bereits zwei Namensvettern von Herrn „Blommel“ beim WELT-Online Artikel ihre verbalen Auslassungen hinterlegt. Ein „Randolf Krüger“ beschimpft dort etwa jenen Kommentator, der auch „Erwin Schmieder“ ein Dorn im Auge ist. Und ein „Randolf Börncke“, angeblicher Diplom-Physiker, der sich auch sehr gewandt ausdrückt, singt ein Loblied auf den Froböse-Artikel. Dabei assistiert ihm ein gewisser „Dr. Erwin Giesebrecht“ nicht minder wortgewandt, der von Froböses Buch sehr angetan war und auf die renommierten Physiker hinweist, die doch dort genannt würden. Im selben bereits hinlänglich vertrauten Stil bejubelt ein „Gerd Herborn“ Froböses Buch. Ein „Mertin Emmerich“ hat sich den geschliffenen PR-Stil in seiner Lobrede auf Froböses Buch ebenfalls zu eigen gemacht, und auch die Worte von „Walter Greve“ klingen irgendwie vertraut.

Der „WebReporter“ namens „Gerd Harz“ der auf der shortnews-Webseite stets die neuesten Froböse-Werbetexte einstellt und dabei in gewählten Worten lobpreist, wird von seinen eigenen Kommentatoren von Mal zu Mal schärfer kritisiert. Derweilen hat es Froböse selbst auch nicht leicht. Da fliegt z.B. sein liebevoll geposteter Beitrag wegen Werbespams aus einem Ahnenforschungs-Forum, obwohl doch das Wort „Familienwappen“ darin vorkam. Auf Oanas Esoterikseite ist ihm das nicht passiert. Auf der tvforen-Webseite wiederum scheitert ein „Gerwin Stark“ mit Froböse-Spam.

Kapitel 3: Quantenmystik wird in die WELT gesetzt

Was dann geschah, ist unseren Stammlesern bereits bekannt. Mitte April erschien an dieser Stelle eine herbe Kritik des Inhalts mehrerer Artikel, die Rolf Froböse quer durchs Internet gestreut hatte, um sein „Die geheime Physik des Zufalls“ zu bewerben. Kritik vor allem daran, auf welch penetrante Art und Weise sich dieser PR-Feldzug seine Weg bahnte. Was damals noch fehlte, war eine Kritik des Inhalts des Buches selbst, soweit dieser nicht bereits durch die einschlägigen Buchauszüge bekannt war.

Im Gegensatz zu seinen früheren Sachbüchern, die bei einem anerkannten Verlag erschienen waren, veröffentlichte Froböse sein neuestes Büchlein bei „Books on Demand“ (BoD). BoD produziert die Exemplare einzeln auf Bestellung und wird gerne von Autoren genutzt, deren Werke sonst niemand verlegen will. Da ich das Buch immer noch nicht gelesen habe, wird es davon an dieser Stelle auch diesmal keine eigene Rezension geben. Das ist aber inzwischen auch längst nicht mehr notwendig. Es existieren nämlich mittlerweile einige aufschlussreiche Rezensionen des schmalen Bändchens, die einen gemeinsamen Tenor haben.

Der vorherrschende Eindruck ist, dass der Autor offenbar lediglich mit vielen Anekdoten und etwas Quantenmystik die anschwellende Esoterikwelle abzureiten versucht. Dies noch dazu mittels einer seniorenfreundlich groß gedruckten Textmenge, die in einem gängigen Format keine 100 Seiten füllen würde.

Dass ein Autor aus dem Zusammenhang gerissene Zitate von berühmten Physikern in seinen Text montiert, um den Leser einzuschüchtern und sich gegenüber Kritik zu immunisieren, zeigt lediglich, dass er die tricks-of-the-trade der PR beherrscht. Dass ein Wissenschaftsjournalist nicht fähig ist, zwei Paragraphen über das Phänomen der Quantenverschränkung zu formulieren, ohne dabei eklatante faktische Fehler einzubauen, ist ärgerlich. Dass er dabei aber auch noch ungeniert einen ganzen Paragraphen plagiiert, ist schlicht und ergreifend eine Frechheit.

Im April 2008 sind die Printmedien an der Reihe. Den Beginn macht die Kölnische Rundschau, wo Froböse unter dem Titel „Es gibt ein Jenseits“ sein Buch bewirbt. In der Berliner Morgenpost heißt sein PR-Artikel „auf der Spur der Seele“ und in der Sächsischen Zeitung läuft die Eigenwerbung unter „Physiker auf Suche nach dem Jenseits“.

Der Gipfel der Unverfrorenheit war erreicht, als Froböse einen Auszug aus seinem Büchlein unter dem Titel „Die Seele gibt es wirklich“ den Lesern der WELT als Wissenschaftsberichterstattung verkaufte. Dieses plumpe und allzu durchsichtige PR-Manöver schlug in der Blogosphäre einige Wellen.

Als erstes reagiert Sven Keßen (ehemals kamenin) von Begrenzte Wissenschaft, dann amüsiert sich auch Malte Welding. Katja Schwab schließt sich auf ihrem Psychologieblog der Kritik an und Lars Fischer von Abgefischt kreiert im Kommentarteil die schöne Wortschöpfung vom „Deppen-Syllogismus“, die raschest Verbreitung findet. Andreas Grögel von cimddwc verarbeitet die Quantenverdummung in seiner Esoterik-Satire und auch Jörg Rings vom Timeblog steigt in die Froböse-Schelte ein. Sven Keßen legt anlässlich des in der WELT vebreiteten Unsinns noch einen aufklärenden Artikel über die „spukhafte Fernwirkung“ nach. Einen Nachschlag gibt es auch noch auf cimddwc und schließlich äußert sich auch Marc Scheloske von der Wissenswerkstatt ziemlich unverblümt über die Farce. Björn Haferkamp vom Philoblog sowie der chefarztfrauliche:beobachter tun es ihm gleich und am Ende folgt auch Thomas Heichele vom Philosophieblog mit einer Analyse.

Am 29. April veröffentlicht der Humanistische Pressedienst eine aktualisierte Version meines Blogbeitrags, die kurz darauf als „seelisches Quanten-Voodoo“ auch auf dem Brightsblog wiedergegeben wird.

Froböse entblödet sich nicht und ruft doch tatsächlich höchstpersönlich beim Agenturleiter des Humanistischen Pressedienst an, um die Entfernung meines Beitrags zu veranlassen. Als seinen Wünschen nicht nachgekommen wird, droht er rechtliche Schritte an. Das ruft sogar die Blogbeobachter von Radio Fritz (RBB) auf den Plan, die mich zu einem Kurzinterview bitten.

Kapitel 4: Die Wissenschaftspressekonferenz als Werbeplattform

Wer jetzt denkt, nach dieser Welle von Kritik würde Froböses PR-Maschinerie einen Gang zurückschalten, der irrt gewaltig. Am 9. Mai erscheint eine überaus positive Rezension des Froböse-Buches in einem Medium mit eher beschränkter Reichweite, der Onlineausgabe der Bad Honnefer Wochenzeitung. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die angebliche Rezension wieder einmal als aufgemotzter Buchauszug. Als Autor der Ergänzungszeilen fungiert hier Christian Preuß von SINNfrisch, einer Medienagentur, die unter anderem „Ihre eigene Kolumne“ in der Onlineausgabe der Bad Honnefer Wochenzeitung feilbietet.

Der Auftritt in Bad Honnef dürfte ein Probegalopp für einen größeren Wurf gewesen sein. Vier Tage darauf erscheint nämlich eine überaus peinliche Lobhudelei auf Froböses Buch auf der Webseite der Wissenschafts-Pressekonferenz (WPK), die auch postwendend von Froböse selbst wieder zustimmend zitiert wird. „Warum auch nicht?“ könnte man denken, die WPK ist schließlich so etwas wie der Berufsverband der Wissenschaftsjournalisten.

Seriöser Wissenschaftsjournalismus hat im allgemeinen die Aufgabe, verständlich über wissenschaftliche Themen zu berichten und dabei die Spreu vom Weizen zu trennen. Froböses Buch ist eindeutig Spreu, was die Frage aufwirft, wie diese Rezension auf die Webseite der WPK gelangen konnte. Die Rezension scheint aber nicht nur wegen des unkritisch glorifizierenden Inhalts auf der WPK-Seite etwas deplatziert. Sie hebt sich auch rein optisch von allen anderen dort erschienenen Buchtipps ab. Während diese nämlich meist aus kurzen Zweizeilern bestehen, ist die Lobesrede auf Froböse vergleichsweise ausufernd lang, was unter anderem daran liegt, dass hier zum wiederholten Male ein Auszug aus dessen Buch an eine Handvoll einleitende Sätze angehängt wurden. Diese Rezension ist im Gegensatz zu allen anderen Buchtipps auch mit dem Namen des Autors versehen, Vlad Georgescu.

Georgescu ist wie Froböse Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor, im Gegensatz zu Froböse aber Mitglied der WPK. Georgescu ist auch jener freundliche Kollege, der eine Woche zuvor auf Amazon seine erste und einzige Leser-Rezension eingestellt hatte. Fünf Punkte gab es dort für das „grandiose Werk“ von Froböse. Georgescu ist aber auch Inhaber der zum Verkauf stehenden Webseite LifeGen.de, die am 1. April das Interview mit Froböse führte, das später dutzendfach und stets „exklusiv“ zu Werbezwecken kopiert wurde. Als Interviewer stellte sich Georgescu damals höchstpersönlich zur Verfügung. Interviewpartner Froböse wiederum sitzt laut Impressum von LifeGen in dessen Redaktionsteam.

Einen munteren Rollentausch gibt es einen Monat darauf bei der Readers Edition, wo Froböse den Interviewer spielte und Georgescu antworten und dabei sein eigenes Buch bewerben darf. Dass das Interview bereits ein Jahr zuvor geführt wurde, spielt dabei keine große Rolle. Es bleibt abzuwarten, ob auch jenes Interview, das Froböse im Vorjahr mit Georgescus Koautorin und LifeGen-Kollegin Marita Vollborn geführt hat, und in dem gleich zwei Bücher von Georgescu/Vollborn hintereinander genannt werden, eine Neuauflage erfährt.

Während das LifeGen-Team sich also munter selbst interviewt, bringt die PR-Aktion auf der WPK-Webseite der Wissenschafts-Pressekonferenz einige hämische Kommentare ein. Außer von mir selbst stammen diese von Sven Keßen (mehrfach) und aus der Wissenswerkstatt. Auch Wissenschaftsjournalistin und WPK-Mitglied Beatrice Lugger von den scienceblogs wundert sich, und Lars Fischer muss sich ein wenig fremdschämen. Die WPK reagierte auf mehrere Anfragen zu diesem Thema mit dem lapidaren Kommentar, sie hätte die ihnen angebotene Buchrezension auf ihrer Webseite eingestellt, ohne darüber viel zu diskutieren. Ja, diesen Eindruck erweckt die unnötige Aktion tatsächlich.

Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die derzeit sieben Leserbewertungen von Froböses Buch auf Amazon.de, auf die Sven Keßen bereits in einer Fußnote hingewiesen hat. Zwei Leser haben bescheidene zwei Punkte vergeben, doch fünfmal findet sich die Höchstnote von fünf Punkten. Der erste Rezensent, ein „Hans-Heinrich Koch“, hat in Summe drei Bücher bewertet, alle innerhalb von zehn Tagen Anfang April. „The Secret“ bekam von ihm fünf Punkte, offensichtlich ein Esoterikfreund. Der zweite Rezensent, der sich „Thunderstorm“ nennt, hat bisher fünf Bücher bewertet. Alle fünf Bücher bekamen von ihm die Höchstnote und alle fünf Bücher sind entweder von Rolf Froböse oder von Vlad Georgescu (mit-) verfasst. Ähnlich verhält es sich mit „Hans Klein“, der zwei Bücher von Froböse, ein Buch von Georgescu und zur Abrundung wieder „The Secret“ rezensiert und mit der Höchstpunktezahl bewertet hat. Am Ende tritt Vlad Georgescu höchstpersönlich als Leser-Rezensent auf und lobt in seiner einzigen Amazon-Rezension das „grandiose Werk“ seines Kollegen. Ein solcher Zufall ist wohl nicht einmal mehr durch „geheime Physik“ zu erklären.

Kapitel 5: Readers Edition – The show must go on

Rolf Froböse macht derweilen munter weiter und platziert bei der Readers Edition einen grotesken Beitrag unter dem Titel Verstorbener ‚erschien’ Teilnehmern einer Trauerfeier. Diese jüngste Variante seiner Buchwerbung wird selbst von den nicht gerade verwöhnten Readers-Edition-Lesern mit der miesesten Bewertung versehen, die dort seit längerem zu finden ist. Froböse verweist hier auf die Georgescu-Rezension auf der Homepage der „renommierten Wissenschafts-Pressekonferenz“ und Partner Georgescu mutiert in seinen Worten zum ehrfurchterweckenden „Quantenchemiker“.

Heftig wird es, als sich Froböse in die Diskussion unter seinem traurigen Trauerfeier-Artikel einklinkt, um in einer emotionalen Aufwallung sämtliche dort versammelte Kritiker der Quantenesoterik als organisierte Skeptiker zu schmähen. Immerhin lässt er sich aber auf eine Diskussion mit „Franky“ ein, vor dem er im Kommentarteil zu meinem Blogeintrag fünf Wochen zuvor bereits die Flucht ergriffen hatte.

Die jüngste Buchauszugswerbung von Froböse steht bei Readers Edition unter dem Titel „Kommissar Zufall“ in der Wissenschaft. In den Kommentaren dazu kritisiert Froböse wie üblich seine Kritiker. Es dürfte nicht der letzte Buchauszug gewesen sein, den uns Herr Froböse serviert, auch wenn der Neuigkeitswert der Zufallsesoterik rapide abnimmt.

Gleichzeitig werden die Foren weiter mit Froböse-Werbung überschwemmt. Ein neu angemeldeter User namens „Herbertkl“ wirft einen Buchwerbungslink ins geistigenahrung-Forum. Auf Kritik reagiert er mit Anti-GWUP-links. Derselbe „Herbertkl“ eröffnet mit demselben Buchwerbungslink gleich vier threads nacheinander im kijiji-Forum. Alle vier werden von den Moderatoren als Eigenwerbung gesperrt.

Kapitel 6: Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?

Ein interessantes Phänomen lässt sich beim Vergleich auffallender Sprachmuster in den von den oben zitierten, teilweise anonymen, Verfassern von pro-Froböse-Texten erkennen, die allesamt aus dem IP-Raum 217 kommen. Wie bereits erwähnt, heben sich diese Texte in ihrem Stil und Sprachduktus allesamt deutlich von den üblichen flapsigen Internet-Kommentaren ab. Sie sind in jenem gefälligen Ton gehalten, den man aus der PR-Branche kennt. Die Verfasser dieser Texte treten fast ausnahmslos nicht wie im Internet üblich unter einem „nickname“ auf. Sie verwenden Vorname-Nachname-Kombinationen, die wie Klarnamen erscheinen, dies aber in den meisten Fällen nicht sind.

In einigen Fällen zeigen die anonymen Texter auffallend übereinstimmende Stilelemente. So gelten etwa Wörter in Blockbuchstaben im Internet als „schreien“ und werden von erfahrenen Internetnutzern vermieden. Was das für die Autoren der folgenden Auszüge aus zwei Amazon-Rezensionen und einem Welt-Online-Kommentar bedeutet, sei der Fantasie des Lesers überlassen:

Vlad Georgescu:

… geradezu als logische Schlussfolgerung der Physik ansehen MUSSTEN.

„Hans Klein“:

… ein Buch, das ich in einem Stück durchlesen MUSSTE!

„Mertin Emmerich“:

wird gezeigt, dass ein Jenseits existieren MUSS!!!

Ein weiterer ins Auge springender Punkt ist eine eigentümliche Inkonsistenz in der Rechtschreibung, an der einige der anonymen PR-Texter leiden. Die neue deutsche Rechtschreibung hat bekanntlich die ß-ss-Schreibung vereinheitlicht. Ein kurzer Selbstlaut verlangt nach einem „ss“, während ein „ß“ nur nach einem langen Selbstlaut steht. So sieht es sehr nach einem „geheimen Zufall der PR“ aus, wenn man in einer Reihe ansonsten beinahe fehlerloser Texte stets inkonsistente Wortkombinationen wie diese findet:

Autor ——— richtig ——— falsch

Rolf Froböse ——— dass ——— Entschluß

„Hans Klein“ ——— dass ——— Schluß

„Hans-Heinrich Koch“ ——— dass ——— Bewußtsein

„Erwin Schmieder“ ——— dass ——— bewußt

„Randolf Börncke“ ——— dass ——— gewußt

„Erwin Giesebrecht“ ——— dass ——— Mass

„Gerwin Stark“ ——— ? ——— aufschlußreichen

„Herbertkl“ ——— dass ——— aufschlußreich

Rolf Froböse hat übrigens dementiert, „Erwin Schmieder“ zu sein und „Erwin Schmieder“ hat dementiert, Rolf Froböse zu sein. „Herbertkl“ hat ebenfalls dementiert, Rolf Froböse zu sein. Allerdings ist ihm ein kleines Hoppala passiert. Auf die Frage, warum der von ihm ins Forum gestellte link vom Moderator als Eigenwerbung bezeichnet wurde, antwortet dieser:

Ich muss dir wohl nicht weiter erklären, wie wir darauf kommen, dass das Eigenwerbung ist … oder ???? Wir Mods können nämlich die Emailadresse sehen.

Kapitel 7: Epilog

Die neueste Buchauszugsvariante wurde kürzlich auf Georgescus LifeGen-Seite eingestellt. Diesmal geht es in dem Auszug um verblüffende Zufälle und C. G. Jungs „Synchronizität“. Wer hinter rätselhaften Zufällen tatsächlich eine „geheime Physik“ der Quantenwelt oder einen Fingerzeig des Schicksals vermutet, dem seien – und damit schließen wir passenderweise mit Werbung für ein Buch – die folgenden Zeilen von Bernulf Kanitscheider ans Herz gelegt.

Am meisten staunen die Menschen über den am leichtesten erklärlichen Zufall, nämlich das überraschende Zusammentreffen von Ereignissen, die jedes für sich Element einer normalen kausalen Kette sind und deren Anfangsbedingungen dem Staunenden verborgen waren. Dieses akzidentelle Schneiden von Weltlinien … veranlasst schlichte Gemüter, immer wieder nach geheimen Schicksalsfäden zu suchen, die die Anfangsbedingungen beider Vorgänge so gesteuert haben, dass das Zusammentreffen beabsichtigt erscheint. Die Unzufriedenheit mit dem reinen Faktum, mit der Tatsache, dass in der Menge aller Ereignisse die unwahrscheinlichen nicht völlig fehlen können, sorgt für Mythen wie den von den Nornen, die am Fuße der Esche Yggdrasil sitzen und die Schicksalsfäden knüpfen.

(aus: Bernulf Kanitscheider: Die Materie und ihre Schatten. Alibri Verlag, Aschaffenburg 2007, S. 83)