Der Titel dieses Beitrags ist gleichzeitig der Titel des letztes Jahr erschienenen und damit jüngsten Buches von Dr. Theodor Much. Aufmerksame Leser dieses Blogs und seiner gelegentlichen Ausflüge in die Welt der Astrologie können sich vielleicht daran erinnern, dass Dr. Berndt dieses Werk bereits vor ein paar Wochen in einem Kommentar wärmstens empfohlen hat. Eine Rezension erschien auch in der Dezemberausgabe der Kulturzeitschrift DAVID. Als Appetitanreger präsentieren wir Ihnen hier (nach dem Klappentext) das Kapitel Astrologie, Astronomie und die Logik im Volltext, mit freundlicher Genehmigung von Theodor Much und dem Verlag Edition Va Bene. Falls Sie nach der Lektüre Lust auf mehr haben sollten – das gesamte Buch ist in jeder gutsortierten Buchhandlung zu einem Preis zu erwerben, der nicht einmal 1/90 (in Worten: ein Neunzigstel!) dessen ausmacht, was Sie der Astrologen-Kurs des WIFI kosten würde. Und beim Erkenntnisgewinn verhält es sich dabei auch noch umgekehrt! Wir wünschen viel Vergnügen!

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Klappentext:

Die Zahlen sprechen für sich: Laut diversen Umfragen zum Aberglauben glaubt die Hälfte der Bürger Mitteleuropas an Astrologie und liest regelmäßig Zeitungshoroskope. Ähnlich viele Menschen glauben an diverse Glücksbringer, fürchten sich vor schwarzen Katzen, die ihren Weg kreuzen, und an die Zahlenmystik. Auch der weitverbreitete Glaube an die Macht des Mondes, Esoterik und alternative Therapieverfahren ermöglicht einen boomenden (und sehr lukrativen) Markt, der Unwissenheit und Aberglauben vieler Menschen zum eigenen Profit ausnützt.

In diesem Buch wird in leicht verständlicher Form der Frage nachgegangen, ob Mond, Planeten und Sterne tatsächlich eine Bedeutung im Leben jedes einzelnen von uns haben können, und wie Argumente von Befürwortern und Gegnern der Astrologie (und des Mondglaubens) lauten.

Dieses Buch beschäftigt sich kritisch mit Astrologie und dem Mondglauben. Es erläutert die Grundlagen von Astrologie, Lunatismus und mit beiden eng verbundenen esoterischen parawissenschaftlichen Disziplinen wie u. a. der Glaube an die Kraft von Edelsteinen, an die mystische Bedeutung von Zahlen, an das „Wissen“ des Pendels und die „Wirksamkeit“ von diversen pseudomedizinischen, esoterischen Therapieverfahren.

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Astrologie, Astronomie und die Logik

„Wer fragt, ist ein Narr für fünf Minuten. Wer nicht fragt, bleibt ein Narr für immer.“

aus China

In den nun folgenden Überlegungen sollen die Widersprüche zwischen dem astrologischen Weltbild und den modernen Erkenntnissen der Naturwissenschaften, aber auch logische Defizite der Astrologie zur Sprache kommen.


Überlegung 1

Infolge der Präzession (die langsame periodische Kreiselbewegung der Erdachse) befindet sich der Frühlingspunkt schon seit zwei Jahrtausenden nicht mehr im „richtigen“ Sternbild. Diese Tatsache ist zwar den meisten Astrologen, doch weit weniger den vielen Anhängern der Astrologie bewußt. Daher unterscheiden auch wenige Menschen zwischen „Sternbild“ und „Tierkreiszeichen“ und meinen, daß ihr Sternzeichen mit dem Sternbild identisch ist, nach dem es benannt wurde.

Konkret: Sagt Ihnen ein Astrologe, daß Sie ein „Widder“ sind, dann meint er, daß Sie im Tierkreiszeichen „Widder“ zur Welt kamen (zum Zeitpunkt Ihrer Geburt stand die Sonne im Tierkreiszeichen „Widder“). Was man Ihnen aber kaum erklären wird, ist die Tatsache, daß die Sonne im Augenblick Ihrer Geburt astronomisch nicht im Sternbild „Widder“, sondern in den „Fischen“ stand. Ein „Widder“ ist daher sternbildmäßig ein „Fisch“, ein „Zwilling“ ist astronomisch gesehen ein „Stier“ und die „Jungfrau“ ist im Sternbild „Löwe“ zur Welt gekommen (siehe: „Grundlagen der Astronomie und Astrologie“).

Wenn nun die Astrologen behaupten, daß sie aus der Konstellation der Gestirne brauchbare Schlüsse bezüglich einzelner Menschen oder Menschengruppen ziehen können und, um das zu tun, ein uraltes Regelwerk benützen, in dem sich die astronomischen Ausgangswerte (nämlich die Stellung der Gestirne zueinander) verändert haben und weiter fortlaufend verändern, dann geraten sie in einen Erklärungsnotstand.

Denn ob die Sonne im Frühjahr („Frühlingspunkt“) im Sternbild Widder oder im den Fischen steht, sollte doch astrologisch gesehen nicht gleichgültig sein.

Die Behauptung, daß das Problem dadurch „gelöst wurde“, indem man – im Wissen um diese fortwährende Verschiebung der Sternbilder in Folge der Präzession – den alten siderischen Tierkreis durch den tropischen Tierkreis ersetzte (also einfach einen zwölfteiligen Tierkreis einführte, der auf den Frühlingspunkt und das Sternzeichen Widder bezogen ist, aber mit den konkreten Sternbildern nicht mehr identisch ist), ist nur eine Scheinlösung, die wenig an der Grundproblematik der heutigen Astrologie ändert.

Denn die 12 Himmelssegmente („Tierkreiszeichen“ genannt) wurden einfach nach den Sternbildern benannt, in denen die Sonne vor 2.000 Jahren zu einem bestimmten Zeitpunkt noch stand; jene Sternbilder, die heute, wie uns moderne Astrologen versichern, bei der Erstellung eines Horoskops „keine konkrete Rolle mehr spielen.“

Diese neuen Tierkreiszeichen wurden aber nicht nur nach den alten Sternbildern benannt, sondern auch mit deren „geistigen Eigenschaften“ (die aus der griechischen Mythologie abgeleitet wurden) ausgestattet. So bleibt etwa das Tierkreiszeichen Widder (nicht zu verwechseln mit dem Sternbild Widder) mythologisch und symbolisch mit dem Kriegsgott Mars eng verbunden (siehe: „Spirituelle Deutung der Tierkreiszeichen“).

Durch dieses willkürliche Verwirrspiel beginnt der tropische Tierkreis – der teilweise den alten siderischen Tierkreis ersetzte –, astrologisch zwar mit dem Sternzeichen Widder (und damit mit der dazugehörigen Mars-Symbolik), obgleich heute das konkrete astronomische Hintergrundsternbild des Tierkreiszeichens Widder das Sternbild Fische ist.

Das alles ist nicht nur verwirrend; es ist unlogisch und schizophren, weil tatsächlich nicht mehr identisch, sondern gespalten.

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Infolge der Präzession stimmen seit bald zwei Jahrtausenden Tierkreiszeichen und Sternbilder nicht mehr überein. Demnach sind heute – astronomisch gesehen – im Tierkreiszeichen Widder Geborene sternbildmäßig Fische, in der Jungfrau Geborene Löwen usw.


Überlegung 2

Wer sich ernsthaft mit Astronomie beschäftigt, weiß, daß es im Universum weder Stabilität noch ewige Harmonie gibt (siehe: „Grundlagen der Astronomie, Chaos und Sterntod“). Gestirne bewegen sich und verändern fortwährend, wenn auch relativ langsam, ihre Positionen am Himmel. Sterne – und dazu gehört auch unsere eigene Sonne –, Planeten und Monde werden „geboren“ und sind „zum Sterben“ verurteilt. Wir müssen daher die Frage stellen, ob die Astrologie (eine „Wissenschaft“ nach Auffassung der Astrologen) sich auf ein Lehrgebäude stützen kann, das auf „Treibsand“ gebaut ist und daher keine Stabilität und Gleichförmigkeit gewährleisten kann.

Denn die (angeblichen) „Kräfte“ oder „Informationen zur Zeitqualität“, die „von den Gestirnen Richtung Erde ausgehen“, ändern sich ja fortlaufend in direkter Abhängigkeit von den Gestirnpositionen und deren physischer Präsenz im All. Erlischt ein Stern, dann hören auch seine „Mitteilungen“ auf. Mit anderen Worten: Aus Richtung eines jeden einzelnen der 12 Segmente der Ekliptik (12 Tierkreiszeichen) gelangt zwar ein ständiger Informationsfluß in Richtung Erde, doch diese „Kräfte oder Mitteilungen“ ändern sich fortlaufend in Abhängigkeit der Veränderungen, die sich im Universum unaufhörlich abspielen.

Was ein bestimmter Himmelsabschnitt, zum Beispiel das Tierkreiszeichen Widder, den Astrologen heute „mitteilt“, ist nicht identisch mit dem, was uns das gleiche Tierkreiszeichen vor 100 Jahren „erzählt hat“ oder in 50 Jahren „berichten wird“.

Dazu ein einfaches Beispiel:

Auf einem Schachbrett können bekanntlich alle Felder durch Zahlen- und Buchstabenkombinationen festgelegt werden. Wenn ich also sage, „daß die Dame sich auf dem Feld D 5 befindet“, dann ist die Position der Dame eindeutig festgelegt. Der Schachspieler kann daher (selbst mit geschlossenen Augen) auf diesem Wissen aufbauen und die nächsten Züge exakt vorausplanen. Steht die Dame aber (vielleicht weil das Brett schief steht und die Figur verrutscht ist) auf dem Feld D 4 anstatt auf D 5, der Schachspieler aber davon ausgeht, daß die Dame immer noch auf D 5 steht, dann sind all seine Planungen (Vorhersagen) unmöglich geworden, weil er von einem nicht mehr vorhandenen fixen System ausgeht, das aber nicht mehr existiert. So ähnlich verhält es sich auch mit astrologischen Aussagen, einfach deswegen, weil das „Spielfeld“ des Astrologen – das Weltall – immer „schief steht“ (sich kontinuierlich verändert); nur die Astrologie nimmt die Veränderung bewußt oder unbewußt nicht zur Kenntnis. Ein chaotisches Weltall (in dem außerdem nur ein kleiner Teil der Materie überhaupt sichtbar ist), kann daher für ein starres, auf die Ewigkeit bezogenes Regelwerk und Deutungssystem (wie es die Astrologie vorgibt zu sein), nicht herangezogen werden.

Diese Kritik gilt primär all denjenigen Astrologen und Horoskopgläubigen, die immer noch davon ausgehen, daß von der Sternen, Sternbildern und Planeten, oder auch aus einer bestimmten Himmelsrichtung irgendwelche – nicht näher definierte –, ewig gleichbleibende Kräfte ausgehen, die den Charakter eines Neugeboren formen oder sich auf Gruppen von Menschen direkt auswirken.

Unsere Kritik gilt aber auch all denjenigen, die von einer symbolischen Astrologie sprechen und behaupten, daß Gestirne (oder ihre Symbole) lediglich Tendenzen anzeigen, doch selber nichts aktiv bewirken. Es stellt sich nämlich hier sofort die Frage, ob moderne Astrologen, wie behauptet, wirklich nur noch – von der Planetenwelt abgehoben – mit „geistigen Symbolen“ arbeiten. Denn einerseits spielen die konkreten Sterne und Sternbilder in der modernen Astrologie (angeblich) keine Rolle mehr, andererseits arbeitet man mit konkreten Computern, um die Position der physisch konkreten „10“ Planeten im Moment der Geburt eines Menschen feststellen zu können. Was wir hier sehen, ist somit eine Vermischung von geistiger Symbolik mit dem physisch Konkreten, ein eigenartiges Durcheinander aus (falsch verstandener) Astronomie mit esoterisch-mythologischen Vorstellungen.


Überlegung 3

Astronomen schätzen, daß es im bisher bekannten Universum rund 100 Milliarden Galaxien gibt. Von beiden Seiten der Erdkugel sind etwa 7000 Sterne mit dem bloßen Auge sichtbar. Astrologen arbeiten aber nur mit einer sehr geringen Zahl von Himmelskörpern.

Für sie zählen – neben den 12 Tierkreiszeichen und anderen geistigen Symbolen – nur die „10“ Planeten, die sich entlang der Ekliptik bewegen.

Sie berücksichtigen weder die uns bekannten 88 Sternbilder, noch die unzähligen Sterne des übrigen Himmels. Sie interessieren sich auch nicht für die großen Planetenmonde oder für das 13. Sternbild (genannt Schlangenträger).

Hier ist wohl die Frage gerechtfertigt, wieso für heutige Astrologen nur „10“ Planeten“, die Tierkreiszeichen (ohne Sternbilder), Häuser und Aspekte von großer Bedeutung sind, und andererseits die vielen konkreten sichtbaren und unsichtbaren Himmelskörper oder Sternbilder (wie etwa der „Große Bär“ oder das wunderbare Sternbild des „Orion“), die man alle ja auch symbolisch verstehen könnte, oder genau genommen verstehen müßte, für ein Horoskop irrelevant sind.

Viele der Planeten unseres Sonnensystems besitzen auch zahlreiche Monde. Sie alle sind für das freie Auge nicht erkennbar, doch einige der Trabanten von Jupiter und Saturn können bei klaren Wetterbedingungen – anders als der Pluto – schon mit einem kleinen Feldstecher gesehen werden.

Die vier Jupitermonde (Io, Europa, Ganymed und Kallisto) wurden von Galileo entdeckt.

Galilei benannte sie, zu Ehren seiner Mäzenen, der Medici, Mediceische Monde.

Der eindrucksvollste von ihnen – Ganymed – ist der größte aller Monde in unserem Sonnensystem und sogar noch größer als der sonnennächste Planet Merkur.

Doch all diese großen (nach Figuren der griechischen Mythologie benannten) Monde werden, ganz im Gegensatz zum winzigen Steinhaufen Pluto, von sämtlichen heutigen Astrologen bei der Erstellung ihrer Horoskope einfach ignoriert. Das ist unlogisch und erklärungsbedürftig. Denn wenn schon die „10 Planeten“ (inkl. dem Nicht-mehr-Planeten Pluto) für „Urprinzipien“ und „Herrscher“ stehen, dann wieso nicht auch die großen Jupiter- und Saturnmonde?

Eine Astrologie, die bei der Erstellung eines Horoskops auf alle Sterne (Ausnahme: „Planet“ Sonne) und die großen Monde „vergißt“, ist daher eine „Sterndeuterei ohne Sterne.“

Doch auch auf diese Frage gibt es keine befriedigende Antwort seitens der modernen Astrologie.

Schließlich müssen auch die eigenartigen geistigen Eigenschaften und Analogien der Planeten hinterfragt werden. Denn was hat der erdähnlichste (kleine) Planet, Mars, mit Krieg, Sexualität, Brutalität, Willenskraft, Blut, Blutgefäßen und Muskulatur etc. zu tun?

Warum steht die höllische Venus (mit ihrer giftigen Atmosphäre und 500 Grad Celsius Oberflächentemperatur) für Weiblichkeit, Schönheit, Harmonie, Kunst, Gleichgewichtsorgane, Niere und Venen? Wieso wird der kalte, lebensfeindliche Gasplanet Jupiter mit Gott Jupiter, Wachstum, Glück, Würde, Gerechtigkeit, der Priesterfarbe purpur, Leber und Zellwachstum assoziiert? Die Antwort auf all diese Fragen ist recht einfach: Diese Analogien sind einst aus Unwissenheit über die wahre Beschaffenheit der Planeten und im Glauben an die griechischen Götter entstanden.

Doch heute lebende Astrologen sollten es eigentlich besser wissen!

Zu hinterfragen ist schließlich auch, wieso die Ekliptik-Sternbilder der Südhalbkugel den Menschen in Australien nichts zu sagen haben. Gelten auf der Südhalbkugel andere Naturgesetze, nur weil dort die uns (mythologisch) geläufigen Sternkonstellationen nicht sichtbar sind?


Überlegung 4

Bemerkenswert ist auch folgendes: Wenn ein moderner, seriöser (mir bekannter) Astrologe wortwörtlich behauptet: „Zeigt man einem amerikanischen Astrologen, der heute eine Firma berät, ein Horoskop, wird er prinzipiell zu den gleichen Ergebnissen kommen, wie seinerseits Johannes Kepler“ (der 1630 verstarb), dann kann aus dieser Aussage geschlossen werden, daß der (ehemalige) Planet Pluto, der erst 1930 entdeckt wurde, für die Erstellung von Horoskopen völlig unnötig ist. Trotzdem wird gerade diesem winzigen und bedeutungslosen Steinhaufen in der heutigen Astrologie große Bedeutung zugemessen.

Solch eine Feststellung kann nur eine Schlußfolgerung zulassen, nämlich daß, dieser Auffassung nach, die „prägenden Kräfte des Universums“ unabhängig von allen uns heute bekannten chaotischen Vorgängen im All (siehe: „Chaos und Sterntod im Universum“) ewig und gleichförmig wirksam sind.


Überlegung 5

Vielleicht sollten wir uns auch theoretisch überlegen, wie es mit Kindern, die zukünftig im Weltraum geboren werden, in bezug auf Horoskope aussieht?

Denn für die Insassen eines Raumschiffes existieren all die irdischen Grundvoraussetzungen zum Erstellen eines Horoskops nicht mehr. Vom Raumschiff aus gesehen kreisen die „10“ Planeten nicht um die Erde (auch nicht um das Raumschiff), alle astrologischen Bezugspunkte (Aszendent, Häuser, Tierkreiszeichen etc.) sind verschwunden, und selbst die Bordzeit steht nicht in Übereinstimmung mit der Erdzeit. Welche Gestirne wären dann für einen Bordastrologen noch relevant? Das Erstellen eines Horoskops im All ist daher nicht möglich.

Dazu eine weitere theoretische Überlegung: Sollten wir uns nicht die Frage stellen, ob die astrologischen „Gesetzmäßigkeiten“ eins zu eins auf anderen Planeten unseres Sonnensystems übertragen werden können? Nehmen wir als Beispiel den Planeten Merkur. Dort dauert ein Jahr nicht, wie auf Erden, 365 Tage, sondern nur annähernd 88 irdische Tage. Das heißt, daß der Merkur sich vier mal öfter als unsere Erde um die Sonne bewegt. Doch der Merkurtag dauert – weil sich der Planet nur sehr langsam um seine eigene Achse dreht – ganze 58,65 Erdentage. Das hat aber zur Folge, daß auf dem Merkur die heilige Zahl der Astrologie, die 12, ihre Gültigkeit verloren hat. Die Erstellung eines Horoskops auf Grundlage der klassischen Astrologie ist auf diesem (aber auch anderen) Planeten nicht möglich. Denn dort geht die Sonne nur alle 58,65 Tage einmal auf, und der 12-monatige Erdumlaufzyklus um die Sonne ist auf weniger als 3 irdische Monate reduziert.

Dazu kommt noch, daß der Aszendent (das Sternzeichen, das im Moment der Geburt im Osten aufgeht), auf dem Merkur als Bezugssystem unbrauchbar wird, weil dort die Sternzeichen nicht (wie auf Erden) im 24 Stunden-Rhythmus ihren Tageszyklus durchlaufen, sondern annähernd 60 mal langsamer als auf Erden. Während auf Erden alle zwei Stunden ein neues Sternzeichen im Osten aufgeht, dauert der gleiche Vorgang auf dem Merkur knappe 120 Stunden.

Merkurastrologen müßten daher, falls das überhaupt möglich sein sollte, eine völlig neue Astrologie erfinden, da sie mit dem irdisch-astrologischen System auf ihrem Heimatplaneten nichts anfangen können.

Doch genau diese banale Tatsache verträgt sich nicht mit dem Anspruch der Astrologie, daß die Gesetze ihrer Disziplin eine allgemeine Gültigkeit („wie oben so auch unten“) besitzen.

An diesen beiden Beispielen zeigt sich sehr deutlich, daß die Astrologie ein rein geozentrisches „Weisheitssystem“ darstellt, das die Erde immer noch „im Mittelpunkt des Universums“ sieht (selbst wenn den heutigen Astrologen klar ist, daß sich die Erde um die Sonne dreht).

In Anbetracht dessen, daß unser Sonnensystem mit dem winzigen Planeten Erde weniger als ein Staubkorn im Universum darstellt, erscheint es sehr vermessen, so zu tun, als ob die Sterne und Planeten nichts Besseres zu tun hätten, als den unbedeutenden, dafür aber besonders arroganten Geschöpfen dieser Erde, die immer noch der Meinung sind, im Zentrum der Schöpfung zu stehen, persönliche Nachrichten zu senden oder Schicksale und Talente eines jeden einzelnen von uns anzukündigen.

 

Überlegung 6

„Die Natur macht keine Sprünge.“

Aristoteles

Eine weitere interessante Frage an die Astrologen sollte auch lauten: Wieso kann eine bestimmte Sternkonstellation ausgerechnet zum Zeitpunkt der Geburt, überhaupt etwas „anzeigen“ (manche Astrologen sagen auch „bewirken“)? Um uns eine Information über Neugeborene liefern zu können, müßten sie doch den Zeitpunkt der Konzeption kennen (etwas, das nicht einmal die fanatischsten Astrologiebefürworter behaupten).

Denn die genetische Hauptprägung eines jeden Menschen (auch seine Charaktereigenschaften und Talente) erfolgt, in Abhängigkeit der Erbanlagen der Eltern, im Augenblick der Empfängnis. Weitere Prägungen des Kindes erfolgen in der Zeit bis zum Geburtstermin. Hier spielen viele Faktoren wie: Krankheiten der Mutter, Medikamente und Drogen, traumatische Erlebnisse der Frau etc. eine Rolle. Es ist aber naiv anzunehmen, daß die genetischen Erbanlagen im Augenblick der Geburt noch durch Sterne, Planetenkonstellationen oder Zeitqualitäten verändert werden können. Denn die Natur läßt sich nicht überlisten.

Im übrigen ist alleine die allgemein bekannte Tatsache, daß zwei eineiige Zwillinge, die innerhalb weniger Minuten das Licht der Welt erblickten, völlig unterschiedliche Charakter und Talente haben können, ein starkes Argument gegen die Astrologie.

Doch selbst auf diese Binsenweisheit wissen einige Astrologen (wie zum Beispiel „Star-Astrologin“ Antonia Langsdorf) eine schlaue Antwort. In ihrem Buch „Geheimnisse der Astrologie“ schreibt sie: „Nehmen wir an, daß zwei eineiige Zwillinge im Abstand von wenigen Minuten geboren werden, und beide sind Krebs mit Waage Aszendenten, während gleichzeitig Mond und Mars in Opposition zueinander stehen. Was machen sie?“ Nun, die Antwort erfolgt prompt: „Sie teilen sich die Konstellation einfach auf. Ein Kind entscheidet sich für den Mars, das andere Kind wählt den Mond. Das erste Kind übernimmt daher die Mondkräfte (es wird daher gefühlvoll und sentimental), das zweite Kind übernimmt den Mars (es wird spontan und fordernd).“

Diese Fantasien richten sich selbst!

Wenn es wirklich so wäre, daß die Gestirne, oder eine Zeitqualität im astrologischen Sinn, das Neugeborene „beeinflussen und prägen“, oder zumindest Charakter- und Schicksalstendenzen anzeigen, dann wäre es folgerichtig „gerechtfertigt“, Geburten in weiser Voraussicht früher einzuleiten oder medikamentös hinauszuzögern, um so dem Kind besonders günstige Voraussetzungen für sein Leben zu ermöglichen. In letzter Konsequenz müßten sogar Verbrecher vom Gericht milder beurteilt werden, „wenn sie unter einem ungünstigen Stern geboren wurden!“ Lauter wenig verlockende Konsequenzen! (siehe: „Astrologie konkret“: Time Twin Study).

Selbst moderne Astrologen, die davon ausgehen, „daß die Sterne nichts bewirken“, behaupten (siehe: „Was kann die Astrologie?“), „daß man im Horoskop Schicksalstendenzen, ja sogar eine Gefährdung durch Unfälle feststellen kann.“ Wenn aber dem so wäre, dann müßte es ein dringendes Anliegen der Astrologie sein, die Horoskope aller 230.000 Tsunamiopfer (alles Menschen, die zu verschiedenen Zeitpunkten und an verschiedenen Orten geboren wurden) zu analysieren, um in ihnen Hinweise auf die gemeinsame Unfall-gefährdung festzustellen.

Damit könnte die Astrologie endlich ihr Berechtigungsdasein klar beweisen.

 

Überlegung 7

Es liegt auf der Hand: Auf all die aufgeworfenen Fragen und Vorbehalte gegen die Astrologie werden Astrologiegläubige unterschiedlich reagieren.

Die einen werden von mysteriösen, der Menschheit unbekannten Kräften (die mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachweisbar sind) schwärmen, die anderen mit wenig verständlichen Begriffen wie „Urprinzipien“, „Symbolen“, „Zeitqualitäten“, „Gleichzeitigkeit“, „kosmische Sprache der Sterne“ etc. kontern.

Besonders die esoterische Argumentation ist kaum angreifbar. Denn für Esoteriker gilt nicht die Einsicht von Albert Einstein, daß in Zeit und Raum keine „Gleichzeitigkeit“ möglich ist.

Es liegt auf der Hand, daß seitens der Astrologen Kritiker der Astrologie, die einen wissenschaftlichen Standpunkt einnehmen, als „materialistisch befangen“ und „für Geistiges inkompetente Materialisten“ dargestellt werden.

 

Überlegung 8

Das Analogieprinzip (siehe: „senkrechtes Denken“) der Astrologen ist in keinem einzigen Punkt logisch nachvollziehbar. Dazu ein konkretes Beispiel:

Die symbolische Astrologie (eine Sterndeuterei ohne konkrete Sterne, Sternbilder und Planeten), sagt: „Der Planet Saturn (oder das Urprinzip Saturn) steht in senkrechter Verbindung mit Diamant, Kalk, Bergarbeitern, Steinleiden, Zähnen, Blei, Friedhof, der Farbe schwarz, Steinbock und Efeu.“ Aus diesen Verbindungen schließen sie u. a., daß „der Saturn (oder das Urprinzip Saturn) mit der Bildung von Gallensteinen etwas zu tun hat“, und daß „depressive Menschen einen dunklen Raum benötigen, doch keineswegs bunte Farben“ (siehe: „Wie moderne Astrologen die Astrologie verstehen und erklären“) und „Querverbindungen der Astrologie“).

Die (berechtigte) Frage zu all diesen Behauptungen müßte lauten: Wie kommen Astrologen auf derartige Zusammenhänge? Wie entstand das „Wissen“ um derartige irrationale Analogien? Warum soll ein depressiver Mensch in einen dunklen Raum eingesperrt werden? Was haben Gallensteine mit dem Saturn zu tun? Existieren irgendwelche Beweise für solche Zusammenhänge und Schlußfolgerungen?

Auf derartige Fragen kann es nur eine Antwort geben und sie lautet: „Wir wissen es aus der Erfahrung der Alten.“ Und gegen solch eine Antwort kann es natürlich keine Einwände mehr geben!

Viele dieser nachweislich absurden „Weisheiten“ gründen sich auf überholte anatomische Vorstellungen der Antike, des Mittelalters und der fernöstlichen Therapieverfahren.

So veröffentlichte einst Hippokrates von Kos seine naturalistische (heute für die moderne Medizin irrelevante) Säftelehre, die noch im Mittelalter und weit darüber hinaus ihre Gültigkeit besaß. Er sprach von „gelber und schwarzer Galle, Schleim und Blut“ und meinte, „daß Krankheiten auf Basis eines Ungleichgewichtes dieser Säfte entstünden.“ Galenus von Pergamon entwickelte aus den Schriften von Hippokrates die Theorie vom „lobenswerten Eiter“ („Eiter reinigt die Wunden“). Dabei kombinierte er die Säftelehre mit fernöstlichen Vorstellungen von den „vier Elementen.“ Aus seiner Lehre entwickelte sich im Mittelalter die Theorie von den „durch die Körpersäfte bestimmten Temperamenten (Konstitutionen)“: Sanguiniker (Blut), Phlegmatiker (Schleim), Choleriker (gelbe Galle) und Melancholiker (schwarze Galle); und auch die therapeutischen Bräuche von Aderlaß (bei abnehmendem Mond!), Schröpfen und künstlich herbeigeführtes Erbrechen, „um den Organismus zu entgiften.“ Selbst der berühmte Arzt, Alchimist und Astrologe Paracelsus dachte noch in diesen Kategorien.

Diese und ähnliche mystischen Vorstellungen finden wir heute immer noch bei diversen alternativmedizinischen Verfahren (besonders in der Homöopathie), die alle wiederum mit der Astrologie in loser oder fester Verbindung stehen (siehe auch: „Querverbindungen der Astrologie“).

Auch die vielgerühmte Ayurveda-Medizin basiert – zumindest teilweise – auf längst überholte Anatomievorstellungen und Unkenntnis von Ursache und Wirkung bei bakteriellen Infektionen (siehe: „Querverbindungen der Astrologie“).

 

Überlegung 9

Würden Astrologen sich um die Erkenntnisse der Wissenschaft kümmern, u. a. erkennen, daß unser Universum chaotisch ist und sich ständig verändert, daß Himmelskörper (Planeten und Sterne) nicht ewig existieren und daß sie keine geeigneten Bezugspunkte für ein starres, dogmatisches System (wie es die Astrologie ist) sein können, daß von den Himmelskörpern keinerlei Kräfte ausgehen, die uns nachhaltig prägen, daß Chronos und Kairos, kausal verquickt, immer Pseudowissenschaft ergeben, daß Planeten und Monde einfache Himmelskörper sind, die nicht mit Eigenschaften von antiken Göttern in Verbindung gebracht werden sollen, daß die auf Planeten bezogenen Analogien rein willkürlich ausgewählt wurden und völlig bedeutungslos sind, daß Pluto kein Planet mehr ist und vieles mehr, dann müßte ihr gesamtes dogmatisches Weltbild in sich zusammenstürzen. Doch Selbstkritik ist der Astrologie ein Fremdwort.

 

Überlegung 10

Reißen aber bei einer Diskussion alle Stricke, dann bleibt den überzeugten Sterndeutern immer noch ein gemeinsames Argument übrig. Der letzte Pfeil im Köcher heißt dann: „Die Erfahrung der Alten.“ Denn wenn wir einmal etwas aus Erfahrung als „richtig“ erkannt (und über Jahrtausende konserviert haben), dann benötigen wir auch keine Antworten mehr auf unbequeme Fragen. Dann prallt auch jede noch so berechtigte Kritik von uns ab.

Vom Wert der „Erfahrung“

Menschliche Erfahrungen sollten nie geringgeschätzt werden. Doch nicht alle Überlieferungen, die auf „Erfahrung“ beruhen, sind automatisch richtig.

Zu „menschlichen Erfahrungen“ sagte Josef Roux folgendes: „Unsere Erfahrung setzt sich mehr aus verlorenen Illusionen zusammen, als aus gewonnenen Einsichten“, womit er zweifelsohne recht hat.

Und Thomas Alva Edison schrieb: „Erfahrung nennt man die Summe aller unserer Irrtümer“, und damit trifft er ebenfalls den Nagel auf den berühmten Kopf.

Irren ist menschlich („Erde als Mittelpunkt des Universums“), und oft benötigt es lange Zeit, bis Irrtümer – die über Jahrhunderte oder Jahrtausende als „Wahrheiten“ angepriesen wurden –, sich als falsch herausstellen.

Ein gutes Beispiel für eine solch Irrmeinung ist der Glaube der fernöstlichen Medizin an Aristolochia, ein Kraut, das jahrhundertelang für alle möglichen Leiden eingesetzt wurde, das aber – wie wir heute wissen – stark krebserzeugend wirkt und daher in Europa nicht mehr verordnet werden darf.

Ähnliche – und durchaus schädliche – „Erfahrungstherapien“ waren (und sind immer noch) diverse „therapeutische Entgiftungsverfahren“, wie die im Mittelalter beliebten Aderlässe für fast sämtliche Erkrankungen, oder Anwendungen von giftigen Schwermetallen (Arsen und Quecksilber) in einigen Bereichen der „Alternativmedizin.“

Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Tatsache, daß es weltweit diverse astrologische Schulen gibt, die sich in ihrer Methodik und in ihren Horoskopinterpretationen unterscheiden.

Doch welche dieser Schulen mit ihren unterschiedlichen „Erfahrungen“ vertritt die „einzig wahre Lehre“? Diese Frage bleibt bis zum jetzigen Zeitpunkt unbeantwortet.

Eine theoretische Diskussion mit Astrologen wird daher, so interessant sie auch sein mag, zu nichts führen, weil hier zu unterschiedliche geistige Welten aufeinanderprallen.

Keinem Naturwissenschafter wird es gelingen, durch logische Argumente einen Astrologiegläubigen von seinem „Irrweg“ abzubringen, genausowenig wie es keinem Astrologen möglich sein wird, wissenschaftlich orientierte Menschen mit esoterischer Argumentation und schönen Worten von den „Vorzügen der Astrologie“ zu überzeugen.

Letztlich entscheidend bei der Beurteilung der Astrologie sind die praktischen Erfahrungen, die wir mit der Astrologie machen (siehe: „Beweise und Gegenbeweise“).