Wenn David Lynch, Filmemacher mit Neigung zum Surrealen, in Wien zu Gast ist, dann hängen die Fans und die Medien an seinen Lippen. Deshalb macht er hier wie auf allen anderen Stationen seiner Europareise ungeniert Werbung für einen der peinlichsten Psychokulte, die Transzendentale Meditation (TM) der Maharishi-Jünger. Nun ist ja gegen Meditation an sich nichts einzuwenden, aber die TM ist eine ganz eigene Spielart. Ihre Anhänger, die hierzulande immer wieder mal als rührige Österreichische Naturgesetze Partei (ÖNP) bei Wahlen antreten, behaupten etwa, durch das gemeinsame Meditieren einer genügend großen Zahl von Menschen (für Österreich ca. 300) würden diese so eine Art „positive Bewusstseinswelle“ erzeugen, die über das Land schwappt und dort für höheres Wirtschaftswachstum, geringere Kriminalitätsraten und besseres Fernsehprogramm sorgt.

Wer stundenlanges Meditieren zu langweilig findet, der kann bei den TMern auch das „Yogische Fliegen“, also die Levitation durch Geisteskraft lernen. Als Beweis für letzteres dienen lustige Videos, auf denen man erwachsene Menschen im Yogasitz durch die Gegend hüpfen sehen kann.

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Wenn man nur halbwegs berühmt ist, bekommt man zur Verbreitung solcher Freizeitbeschäftigungen sogar eine Audienz beim Bundeskanzler. ORF.at berichtet:

Am Montag trifft Lynch auch mit Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) zusammen, um ihm von TM zu berichten. Ziel sei es, eine private Friedensuniversität – ein „Invincible Austria College“ – zu initiieren. Das Projekt bewirbt der Künstler derzeit in ganz Europa in Begleitung des Quantenphysikers John Hagelin und des Präsidenten der Maharishi University of Management in den USA, Bevan Morris.

Bei dem was es in Österreich an unnötigen Privatunis schon gibt, könnte sich ein „Invincible Austria College“ recht gut einfügen, wenngleich ein „Invisible Austria College“ schon aus ästhetischen Gründen wahrscheinlich zu bevorzugen wäre. Bevan Morris sollte man dann aber eher nicht in den Unirat setzen, hat er es doch geschafft, seiner eigene Maharishi-Universität seit Jahren den hervorragenden allerletzten Platz im jährlichen College-Reputationsranking des Magazins US-News zu sichern.

John Hagelin war übrigens tatsächlich Quantenphysiker, bevor er ins Reich des Woowoo abglitt, wo er dann als wissenschaftliches Feigenblättchen für diversen Psychoquatsch Karriere machte. Er kandidierte sogar mehrfach bei den US-Präsidentschaftswahlen, wobei sein bestes Ergebnis mit 0,1% etwa ein Hundertstel des Stimmenanteils von Richard Lugner bei der hiesigen 1998er Wahl betrug. (Ich bin mir allerdings nicht ganz klar darüber, was dieser Vergleich jetzt eigentlich aussagt.) Hagelin brachte es zwar nicht zum Präsidenten, aber immerhin zum Wissenschaftsminister, wenn auch nur zu dem vom Global Country of World Peace, einem virtuellen Maharishi-Staat.